Mittwoch, Juni 29, 2011

Aus dem Fenster

Sie ziehen mit Fackeln gen Himmelblau, es anzuzünden und sehen nicht: Es brennt längst.

Die Hausarbeit läuft so vor sich hin. Sehr langsam, aber das liegt auch nur an mir und daran, dass hier niemand richtig Druck macht. Die andern sind noch gar nicht hier, haben auch noch nicht angefangen, lassen es auf sich zukommen. Nur ich bin hier. Weil ich ohnehin kein anderswo hätte. Weil ich so oder so vor einem Bildschirm säße und F5 drückte. Weil die Zeit zögernd vorbeitickt und alles, was ich tun kann, ist Grammatiken zu wälzen, Inschriftenkataloge zu durchsuchen, Fragment zu vergleichen.

Sie ziehen mit Fackeln gen Himmelblau und wissen dabei nicht, dass es nur aufgemalt ist, getöntes Plexiglas.

Ich kann nichts tun und atme und atme, repariere Fahrräder, die nicht mir gehören, rauche Zigaretten, die nicht meine sind. Ich kann nichts tun. Noch hat niemand gefragt. Aber die Antworten liegen schon hier, abgezählt wie Kleingeld. Dead End.

Sie ziehen mit Fackeln gen Himmelblau, es anzuzünden und sehen nicht: Es ist nur noch Asche.

Montag, Juni 27, 2011

Yay! I already had the impression I was feeling too good...

Ich bin zurück. Zurück in Deutschland, zurück in Leipzig. Eben wieder hier. Und es ist gut. Es ist gut, dass endlich wieder jemand schrecklich laut am Küchentisch redet, gut, all die Leipziger wiederzusehen, gut, barfuß durch die Wohnung zu laufen, weil ich nicht alles total keimig ist - gut, gut, gut.
Aber mir gehts grad nicht gut. Ich hab so leichte (schwere) Panik wegen der Hausarbeit, die ich hier eigentlich schreiben will, keine Lust, eine Wohnung zu suchen, Kopfschmerzen, als würde man meinen Schädel als Messerblock verwenden und das ziemlich bestimmte Gefühl, überhaupt nicht mehr zu wissen, was ich will. Bloß gut, dass das nächste Semester noch ein bisschen auf sich warten lässt. Ich wüsste grad nicht, wohin damit.

Ich wollte eigentlich was von der Zugfahrt erzählen, davon wie ich meisterhaft alle Anschlusszüge bekommen habe, dann zu Hause die alten Kassetten von '86 rausgekramt habe und wie großartig es war, dass meine Familie noch nicht da war und wie noch viel großartiger, als sie dann gestern eintrafen. Aber nein. Ist alles kalter Kaffee, interessiert nicht mehr, ist abgehakt und nicht mal eine Erwähnung mehr wert. Die Wucht des Neuen führt Wangenknochen und Pflasterstein zu einem intensiveren Zusammentreffen als anfangs vielleicht erhofft und was meine Lungen da versuchen,ist nicht Atmen, sondern Kampf.

Es ist schlimm. Das sei gesagt. Aber morgen geht es weiter. Eine neue Runde, eine neue Wahnsinnsfahrt, ein neuer Gewaltmarsch. Hab ich ja gewusst. Man hat es ja immer schon gewusst.

Montag, Juni 20, 2011

Das bisschen Meer... Das bisschen Mehr...

Die Tagesaufgabe für heute war, mein Zimmer zusammenzupacken und ich bin so gut wie fertig damit. Und was soll ich sagen? It hurts. Like hell. I really don't want to leave. Whereas I'm looking forward to being home again, I absolutely don't want to leave Bangor for good. Or maybe I want to. It just hurts. I thought I'd already parted with the past semester 2 weeks ago, but no - the real goodbye is now. Tonight out for the last time, I have to force myself because really all I want to do is stay in. But I know it's better to go out. So I go. Last night on the town.

Sonntag, Juni 19, 2011

So ist es nicht.

Und es ist immer noch so, als könntest du gleich hier lang gehen,
es ist so, als wärst du eigentlich noch hier,
so, als müsst ich nur diese Straße hier hinaufgehen
und dich anrufen und dann bin ich bei dir,
aber so ist es nicht, glaub mir, das weiß ich schon, so ist es nicht.

Und dann? - Weiß ich nicht mehr....

Man lacht. Man kennt sich ja aus. Hatte es nur vergessen für den Moment. Aber jetzt ist das bestellte Wort vorbeigerauscht und nun schau ich mich ratlos suchend um: Hier sind gar keine Flüsse. Und ich frag mich, wie ihr das hinbekommen habt damals. Wie ihr es geschafft habt, still zu halten für so viel länger. Ich hab euch zugesehen und jetzt - Jahre später - stellt sich heraus, ich habe rein gar nichts von euch gelernt. Sah nicht so schwierig aus von außen, das mit der Deeskalation. Das Schwert des Unabänderlichen hängt immer noch so da, aber wenn man hochspringt und sich daran hängt, verblutet man vielleicht und stirbt nicht vor Angst. Ich versteh jetzt Dinge. Nicht die wichtigen. Aber andere als noch gestern.
Ich lache. Ich kenn mich ja aus. Flüsse oder nicht. Aber dass man zweimal im Leben so dumm sein kann, ist schon beachtlich.

Samstag, Juni 18, 2011

Wer, wenn nicht du? Wer, wenn nicht ihr?

Manchmal schaut man sich von außen zu. Und schüttelt den Kopf. Und weiß nicht was. Vielleicht - wenn ich hier bleiben könnte - vielleicht könnte es dann so weiter gehen. Dieses nicht-gehen. Ich klopfe die Gesamtsituation kritisch ab - werden da schon wieder Nicht-Ereignisse erwartet? Vielleicht. Der nächste Schritt kommt von ganz allein, dafür muss ich nichts machen. Ich seh ihn schon vage vorgezeichnet und hoffe eigentlich nur, dass ein Wind kommt und mich umwirft und die Richtung ändert, in die das hier geht. Aber das Schwert des Unabänderlichen hängt festgezurrt über meinem Kopf und weigert sich, hinab zu fallen und mich zu enthaupten. This is defeat. Die Fassung, die mich nicht verliert, Resignation. Und Ungläubigkeit. Ein leises Zweifeln. Ich habe zu viele Bücher gelesen, zu viele Filme gesehen, um das hier für echt zu halten.
Welten von hier sitzt einer, für den es noch ein letztes bisschen Hoffnung gibt. Ich wünsche ihm Glück. Weil ich weiß, dass er es in jedem Fall gut brauchen kann. Ich hingegen brauche kein Glück. Die Zeit vergeht, ganz ohne dass man etwas macht. Und ich schau ihr zu dabei. Ich hab mir das hier schön ausgedacht. Es war gut, dabei zu sein.

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Ich hab euer Bild wieder zusammengeklebt, so gut ich konnte - man sieht die Risse kaum. Und wenn man draufguckt, nickt man unweigerlich, sagt "ja", stützt sich kurz an der Wand ab, Sonnenuntergangsszenario. Ich hab euer Bild wieder zusammengeklebt. Aber es ist eben nur ein Bild. Und viel trauriger als die paar Fetzen Fotopapier und nicht so einfach mit Tesa zu retten, ist das andere, was da vor der Kommode liegt. Mir tuts nicht Leid. Aber weh. Ich will dir meinen Arm um die Schultern legen, auf den Horizont zeigen und sagen "Es kommt...", aber es kommt nichts. Das wissen wird beide. Halt dich nur fest. Auch dieses Stück Treibholz wird ein Floß, ein Schiff, ach, eine ganze Armada! Behalt das Bild. Sonnenuntergansszenario. Nimm es mit. Als Kevlarweste für Zukünftiges. Ich wünsch dir Glück.

Donnerstag, Juni 16, 2011

Aber das ist nicht wahr...

Manchmal ist es doof im eigenen Kopf. Und das grade heute, wo ich mich mit Chris treffen und ihm erzählen will, wie großartig alles im Grunde ist. Aber das wird dann wohl nichts. Dann kriegt er die andere Version zu hören, die, die nur mit Tequilla zu berichten ist. Denn manchmal ist es doof im eigenen Kopf. Eigentlich ist alles noch genauso wie gestern. Nur eins ist anders. Nur eins. Ein winziger Satz. Sieben Worte und - wuuusch - we're right back to Square one. Das müssen wir noch üben. Rückfalltaktiken und Notausgänge. Meine zwei Tage mit Heulkrampf im Bett hatte ich auch noch nicht. Muss erst Koffer packen. Oder so. Hab ich heut natürlich nicht gemacht. War ja damit beschäftigt, zu versuchen aus meinem eigenen Kopf rauszukommen. Man ist schon von sich selbst angewidert in Momenten.

Mittwoch, Juni 15, 2011

Home again

Trip is over, rest of the journal will come up eventually.

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I'll never forget - or I hope I won't - how my breath caught in my throat, how my heart always skipped a beat when I touched you and your eyes darkened. How the blood was rushing through my ears like the ocean when I touched you and realized you were flood, coming and going in waves, taking me under. I will never forget the hummingbird flutter in my chest when I felt your breath on my ear, your hands on my thighs. I will never forget how I fell into your wide open eyes, how they swallowed me whole and I didn't resist. I will never forget how you took my own weight off my shoulders with a mere brush of your hand. I will never forget how I drowned in your scent and wished I could live on your collarbones forever. I will never forget the pure bliss that I was, that you made me be. I will never forget - or I hope I won't - how you were the sweetest thing.

Mittwoch, Juni 08, 2011

Just focus on breathing...

The force that has been sending its harbingers for quite a while now has finally hit me. Most people have left Bangor and the time to go home is approaching fast. Today I left my heart in a train, while I travelled on to Cardiff. Now I'm startled by voices that aren't there, checking my mobile for messages that don't come and holding back tears I cannot cry. It is a messy goodbye. In more than one way. For today it might be first and foremost that woman I left in the train, but it's more than that. When I walked Cardiff's streets and saw a Finnish street entertainer, heard a street musician sing Adele's "Someone like you", popped into Urban Outfitters, I missed them all, it all, every shared experience, everyone. A lot has happened in these past 5 months. It is a messy goodbye. One that leaves you breathless and dumbstruck and grateful. Because under all the pain you can still feel the beauty of it, the sheer luck of having been part of it.

I'm trying to make this goodbye less messy by taking it outside. Another trip, more distraction and hopefully another escape from insanity: UK Trains.